Samstag, 5. Dezember 2015

Zeitreisen in fremde Leben - Dachbodenfunde Teil 1

Neulich hatte ich, an einem nieseligen Tag, ein wenig Zeit allein im Haus und habe mich an etwas gemacht, das ich schon lange tun wollte: den Dachboden durchwühlen.
Leider haben die Verkäufer nach dem Tod der ehemaligen Besitzerin das Haus "professionell" räumen lassen, und so gibt es in unserem Spitzboden keine alten Möbel oder größere Schätze zu finden. Zwischen Staub, Federn und Marderkot findet sich aber doch das ein oder andere Kleinod (im ideellen Sinne).
Natürlich gab es nichts von tatsächlichem Wert zu entdecken, aber viele Charmante Kleinigkeiten. Winzige Fenster in ein fremdes "Damals" und leise Echos großer Gefühle.

Perfekte Ausrüstung für staubige dunkle Spitzböden: Stirnlampe, Mundschutz, Handschuhe (und warme Sachen helfen auch).

 Die erste süße Entdeckung hätte mir eigentlich schon längst auffallen sollen:
Unser kleines Giebelfenster wurde mit einem alten hölzernen (Spiegel-?) Rahmen verziert.

Die zweite Erkenntnis: Unser Marder scheint doch noch bei uns zu wohnen. Wir haben den kleinen Kerl noch nie zu Gesicht bekommen und dachten er wäre bereits ausgezogen. Scheinbar war das allerdings ein Irrtum.
Der erste Hinweis war ein rohes Ei, das ich vor einer Woche im Spitzboden entdeckt hatte. Damals dachte ich allerdings noch es sei ein antikes Überbleibsel.
Am Ende des Tages hatte ich vergessen, es mit hinunter zu nehmen, bei meinem jetzigen Besuch war es dennoch weg. Der zweite Hinweis war weniger dezent und vermutlich unerfreulich für einen unserer Nachbarn...

Flauschige Hühnerreste
Kein Wunder, dass so viel Poop überall liegt. Wer viel frit...

Momentan habe nichts gegen einen Marder im Haus. Er könnte sich nützlich machen und die Mäuschen in Schach halten (gegen die ich eigentlich auch nichts habe, solange sie keine Löcher in meinen Fußboden knabbern). Außerdem passt das doch recht gut zu der Eule, die unseren Heuboden bewohnt.
Bei unserem letzten, gescheiterten Versuch das Loch zu Stopfen, hat sich nach einer ganzen Weile plötzlich ein mächtiges, spindelförmiges Piepmätzchen aufgeschwungen und ist durch die Luke verschwunden. Ich konnte es nicht genau erkennen, aber die Tatsachen, dass es ein sehr großer, heller, einzelgängerischer, stiller Vogel war deutet auf eine (Schleier-)Eule hin. Genug Gewölle gibt es auch. Ich glaube das ist ein gutes Omen und ein Zeichen, dass der Heuboden irgendwann mal zur Bibliothek werden sollte ;)

Menagerie beiseite. Ich habe also die Bergungsarbeiten begonnen und auf einmal waren meine 2 Stunden auch schon um. Gefunden (und als bewahrenswert erachtet) habe ich bis jetzt folgendes:

Gesammelter Schruz der letzten 50 Jahre
Ich muss dazu sagen: meine Suche war noch nicht sonderlich gründlich.
Wir haben im Spitzboden geologisch gesehen zu Oberst eine Deckschicht aus alter Pappe und Linoleumresten, darunter folgt eine Kleinod-führende Schicht Staub/Dreck mit einer Mächtigkeit von etwa 5 cm, darunter kommen dann herausnehmbare schmale Bretter, die wie ein Lattenrost zwischen den Deckenbalken fungieren und zu Unterst natürlich wieder eine Schicht Staub und Dreck, in der sich ebenfalls kleine Dinge finden ließen. Letzte Schicht wurde in den aktuellen Untersuchungen nicht berücksichtigt und bedarf weiterer Untersuchungen im Fortgang des Projekts.  

Vermutlich war der Dachboden der bevorzugte Rückzugsort der 9 Kinder. Das Sammelsurium der Dinge lässt den Vergleich mit Elstern aufkommen, denn ein Muster der Auswahlkriterien lässt sich nicht erkennen.
Ich werde immer mal wieder Teile der Funde vorstellen, dann werdet ihr sehen was ich meine.
Beginnen wir heute mit drei meiner Lieblingsstücke...

1: Dieses 40 Jahre alte, herzzerreißende Zeugnis einer schwierigen Liebesgeschichte mit ungewissem Ausgang:
"Bei dir hakt's wohl aus..."

"Ich hoffe du fasst diesen Brief nicht falsch auf..."

Hach junge Liebe. In der Ignoranz meiner Generation, war mir nicht bewusst, dass diese blöden Abkürzungen schon früher existiert haben. Gut. Eine Sache weniger, die die Kinder der Neunziger verbockt haben.

2: Desweiteren gab es 4 zauberhafte Bestandteile eines Famos Märchenstempelsets (Nummer 563 um genau zu sein).

Froschkönig, Dornröschen, Sterntaler und Rotkäppchen
In Gänze hätte das Set wohl so ausgesehen:
Quelle: http://i.ebayimg.com/t/DDR-FAMOS-Maerchen-Stempel-Nr-563-Spiel-Ostalgie-Kult-Stempelspiel-/00/s/MTYwMFgxMjAw/z/meEAAOSwFnFWAUg1/$_57.JPG

Zu guter letzt 3: Eine wundervolle alte Türklinke, die ich hoffentlich wieder ein wenig aufpolieren kann. Mit ganz viel Glück finden wir den passenden Beschlag auch noch irgendwo.

Vermutlich das älteste Fundstück. Bestimmt sogar älter als das Haus.

Soweit zum ersten Teil unserer neuen Rubrik.
Übringens werden wir die persönlichen Sachen natürlich an die Verkäufer weitergeben. Vielleicht triggert es ja die eine oder andere gute Erinnerung oder sorgt zumindest für ein Schmunzeln.

Goldgräbergrüße,

eure Wühlratte

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