Dienstag, 22. September 2015

Vom Christbaum aus das ganze Haus - Wie plane ich einen sinnvollen Grundriss?

Spätestens nach dem Entkernen des Hauses sollte klar sein: welcher Raum soll perspektivisch wie genutzt werden? Denn um Folgekosten und unnötigen Stress zu vermeiden, ist es mehr als empfehlenswert bereits Anschlüsse, Leitungen und Steckdosen in ausreichender Menge und vor allem an den richtigen Orten zu platzieren und das ist gar nicht so einfach.
Wahrscheinlich wären wir auch die ersten Bauherren, die keinen kleinen Fehler im Masterplan hätten, aber wir wollen ja nicht unken.

Die meisten kennen es sicherlich. Manchmal kommt man in einen Raum und hat sofort eine Vision, weil ein Erker dazu einlädt den Weihnachtsbaum hinein zu stellen. Oder beim Anblick einer Nische hat man gleich das Bild einer Höhle für die Kinder im Kopf.
Diese ersten Impulse sind meistens toll, denn irgendwie sind sie ja häufig auch der Grund, weshalb man sich in eine Immobilie verliebt.
Auf dem Mondsteinhof war das für uns ein bisschen schwieriger, haben wir uns doch hauptsächlich in die tolle Aussicht und Lage verguckt. Lediglich bei Küche und Speisekammer hatte ich gleich die Vorstellung: Die Spüle soll vor das Fenster und die Küchenhexe in die rechte Ecke...
Wie aber geht man jetzt mit den anderen Räumen um, die nicht sofort schreien: "Ich bin ein Bad/ eine Küche..."?

Folgendes ist im Vorfeld zu beachten:

  • Zuerst Aufmaße nehmen und wirklich ALLES messen und ordentlich aufzeichnen. Wir waren jetzt schon drei mal zum messen im Haus und haben immer noch einige Dinge vergessen. Hier also wirklich Zeit nehmen und nicht die Kleinigkeiten wie Türbreite/Rahmenbreite, Höhe der Fenster, Höhe des Kaminanschlusses usw. vergessen 
  • Fotos der Räume machen ist immer hilfreich. Am besten aus mind. 2 Perspektiven
  • Es ist sehr dienlich in etwa zu wissen bei welchen Wänden es sich um tragende Gebäudeteile handelt. Hier kann die Dicke der Wand oder die Richtung zu den Deckenbalken ein Indiz sein. Vor dem tatsächlichen Abriss sollte jedoch immer ein Statiker gefragt werden!
  • Das Gemessene in einem sauberen, maßstabsgetreuen Grundriss festhalten. Es gibt tolle Freeware, die dabei ungemein hilfreich ist. Wir verwenden beispielsweise diese.
  • Für einen traditionellen Ansatz mit Papier und Stift sollte man daran denken den Grundriss mehrmals zu kopieren! Es wird verschiedene Versuche brauchen ;) 

Nun da das Handwerkszeug vorliegt geht es ans Eingemachte.

  • Das wichtigste bei der Planung des Hauses ist auf jeden Fall die Praktikabilität. Glaubt mir, ein schönes Haus macht vielleicht am Anfang Freude, wenn es aber nicht sinnvoll aufgeteilt ist und somit den Alltag erschwert, nützt auch der schönste Ausblick vom Schreibtisch nichts. 
  • Einen praktischen Grundriss erreicht man vor allem durch eines: kurze Wege. 
  • Die sollten sowohl für die Bewohner, als auch für die Infrastruktur (z.B Wasser und Wärme) gelten um z.B Wärmeverluste zu vermeiden und natürlich auch Baukosten zu sparen. 
  • Es ist gut zu versuchen, den visualisierten Christbaum an Ort und Stelle zu lassen, oder unbedingt Omas Schrank unterbringen zu wollen. Wenn es aber eindeutig eine praktischere Lösung ohne diese Dinge gibt, sollte man sich davon trennen. Letztendlich wohnt man schließlich im Haus und nicht im Schrank und es ist natürlich immer einfacher und kostengünstiger Mobiliar anzupassen als bauliche Gegebenheiten zu verändern. 
  • Im Zuge dessen gilt natürlich ebenfalls: Je mehr man den vorhandenen Grundriss des Hauses verändern möchte, umso mehr Geld und vor allem Zeit muss man investieren.
  • Offensichtlich sollte man auch die benötigte Größe der Räumlichkeiten bedenken. Es ist ganz und gar nicht praktisch, zwar Umbaukosten in Raum XY zu sparen, dann aber nur 1,50m Küchenarbeitsfläche zur Verfügung zu haben.
  • Man sollte eventuelle Umnutzung mit einplanen (z.B Kinderzimmer, die man erst später benötigt...)
Mit dem "fertigen" Grundriss hat man immer auch einen guten Arbeitsplan.


Wie sehen die Pläne jetzt auf unser Häuschen angewendet aus?

- Wir wollen insgesamt die bauliche Aufteilung des Hauses beibehalten. Lediglich eine Verbindung zwischen Ess- und Wohnzimmer wird hinzugefügt und die jetzige Wasch- und Futterküche zum Badezimmer umgebaut

- Bitte beachten: die Türen sind nicht maßstabsgetreu. Das Programm hatte nur breitere Exemplare zu bieten. Auch die Möbel und Bodenbeläge sind nur zu Darstellungszwecken und werden in Natura anders aussehen.

-Wir sprechen außerdem gerade über den ultimativen Masterplan, also über ein fantastisches Zukunftsgebilde, das wir gerne in 100 Jahren, oder nach unserem Lottogewinn bewohnen möchten.

Grundriss EG
Raum für Raum:

-Im Anbau werden wir einen kleinen Ankleidebreich mit Sitzbank einrichten und alte Steinfliesen verlegen

-Der Flur ist schön geschnitten. Hier werden wir durch unseren Freund den Holzwurm, in nicht zu ferner Zukunft eine neue Treppe inkl. Trennwand zum Keller einbauen müssen. Der Internetanschluss soll sich hier befinden.

-Mit einer U-förmigen Küchenzeile können wir den Platz am besten nutzen. Der Ofen wird in die rechte Ecke umgestellt. Die Tür zur Speisekammer ist recht schmal. Hier wird auch ein Kühl-Gefrierschrank unterkommen.
Die Dielung in Küche und Speisekammer werden wir vermutlich ersetzen müssen, da sie leider Jahre lang mit Linoleum abgedeckt war.

-Das derzeitige "kleine Wohnzimmer" wird zum Esszimmer umfunktioniert. Um die Strahlungswärme der Öfen besser zu nutzen werden wir hier vermutlich auf Türen verzichten.
UMNUTZUNG: Solange wir noch zu zweit, maximal zu dritt das Haus bewohnen, können wir in der Küche essen und benötigen kein Esszimmer. Außerdem werden wir die Sanierung modular vornehmen und zunächst nur die untere Etage bewohnen. Daher werden wir den Raum vorerst als Arbeitsbereich nutzen.


-Das Wohnzimmer wird den Ofen beherbergen (wenn der Schornsteinfeger nichts gegen die momentan etwas abenteuerliche Konstruktion einzuwenden hat). Eine Tür wird es sowohl zum Schlafzimmer, als auch zum Flur geben



-Das Schlafzimmer gehörte ursprünglich nicht mehr zum Wohngebäude Trakt, sondern war der Schweinestall. Daher ist es nicht unterkellert und hat ein niedrigeres Bodenniveau. Hier müssen wir zumindest eine Dämmung vornehmen, wollen allerdings aufgrund der Deckenhöhe keine völlige Angleichung versuchen

-Unser Bad gehörte, wie das Schlafzimmer, nicht zum unterkellerten Teil. Hier ist eine Anhebung des Bodenniveaus machbar uns sinnvoll, da es das Verlegen der Rohrleitungen ungemein erleichtert. Bei beiden Zimmern werden wir wahrscheinlich eine Dämmung zum Stall vornehmen.
Auch die Durchgangstür werden wir etwas vergrößern und natürlich dämmen müssen.


- Der Stall bereitet uns ein wenig Kopfzerbrechen, da wir so viel Platz nicht gewohnt sind. Vermutlich werden wir ihn als Hobbybereich, Werkstatt und HWR bzw. Abstellraum nutzen. Hier wird aber die Aufteilung sicher nochmal verändert.


Das OG:

Grundriss OG

Das gesamte OG steht in den Sanierungsplänen hinten an, denn es soll größtenteils irgendwann zum Kinderrefugium werden. Aus diesem Grund ist die Planung hier auch noch nicht in Stein gemeißelt. Wir werden die Übergabe der Anschlüsse im oberen Geschoss einrichten und später von dort ausgehend verlegen.



Der ehemalige Heuboden wird zum Arbeits- und Gästebereich umfunktioniert und platz für ein kleines Bad bieten.

Wenn wir alles andere fertig gestellt haben, wird eventuell ein großer Balkon an die Westseite des Heubodens angebaut.

Ob alles so entstehen wir, wie wir es uns jetzt vorstellen? Bleibt dran...

Eure verplanten Bauherren

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