Freitag, 8. April 2016

Tag 14 - Ein dreifach Hoch

Unter Tag 14 fassen wir im Grunde 3 Tage mit 3 wichtigen und wunderbaren Ereignissen zusammen.

Um wieder richtig in den Schaffensgeist zu kommen, haben wir uns für unseren vierzehnten Tag wiedermal schlagkräftige Unterstützung eingeladen.
Wieder ist es uns ein Bedürfnis erneut ein großes, flauschiges Danke auszusprechen.

Eine der wichtigsten Erfahrungen, die man mit so einem großen Projekt macht ist es wohl, dass man demütig (im besten Wortsinn) die Kraft einer Gemeinschaft erkennt.
Etwas, das in der heutigen Zeit von Anonymität, Unabhängigkeit und Hyper-Individualismus fast vergessen ist, auch wenn viele ältere Menschen davon zu berichten wissen.
Mir ist auch durchaus bewusst, wie nostalgisch und kitschig das alles klingt, aber man muss es wohl einfach erlebt haben.

Natürlich bin auch ich ein Kind dieser neuen Zeit.
Ich liebe meine Unabhängigkeit, manchmal auch meine Anonymität und bin oft auch gerne allein. Ich helfe zwar Anderen sehr gerne und kann schwer Nein sagen, habe aber gleichzeitig Schwierigkeiten um Hilfe zu bitten bzw. sogar angebotenen Hilfe anzunehmen. Weniger aus Stolz als dem Bedürfnis niemandem Umstände zu bereiten.
Ich trage meine Einkaufstüten selbst, rufe lieber den ADAC als mir von jemandem helfen zu lassen, den ich nicht bezahlt habe und mache es mir selber schwer.
Erkennt ihr euch ein wenig?

Nach  zwei Wochen Baustellenzeitrechnung kann ich aber sagen: Absoluter Unsinn.
Das schiere Ausmaß der Aufgaben, mit denen wir uns gerade auseinander setzen hat mich gewissermaßen herausgefordert über meinen pathologisch höflichen Schatten zu springen und einfach mal "Ja" zu sagen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben und ich kann es nur Jedem empfehlen.
Nicht nur bei derartigen Riesenprojekten. Auch im Alltag. Immer.
Wir sollten zurückkehren zu unserer Gemeinschaftskultur.
Es ist in vielerlei Hinsicht so schön Hilfe anzunehmen. Ohne jetzt psychologisch werden zu wollen. Man hat nicht nur den direkten Effekt, dass besagte Aufgabe (in unserem Fall Bauarbeiten) schnell und effizient gelöst werden, sondern auch andere positive Nebeneffekte.
Man ist dankbar, hat ein gemeinschaftliches Erlebnis, wächst zusammen an besonderen Herausforderungen, fühlt sich sicher, weil man weiß, dass man sich auf andere verlassen kann und ist jedes mal wieder erstaunt, was man zusammen zu erreichen vermag.
Ich bin sicher unsere Freunde und Familien könnten die Welt regieren...oder sie zumindest ordentlich entkernen.  

Nun aber zurück zur Baustelle.

Die wirkliche 14

Bei mildem Frühlingswetter uns schönstem Sonnenschein widmeten sich mein Schwager und einer unserer hilfsbereiten, sportbegeisterten Freunde ihrem neuen Trainingsplan:

Die restlichen Bauten im Stall zu zertrümmern

Endgegner Schweinebucht
 
Wiedervereint: Team Räucherkammer
Am Ende des Tages präsentierte sich der Stall so:

Buchten weg

Stilles Örtchen und Taubenschalg weg
Das Alles war natürlich nur durch hervorragende Supervision möglich...


...und durch die treuen Dienste unseres offiziellen Baustellenhundes, der sich nicht nur um unsere Bewachung, sondern auch um die Entsorgung des Grünschnitts kümmerte.



Derweil beschäftigte sich unsere unermüdliche Heike weiter mit dem Nagelziehen.


Und half fleißig dabei mit uns das Wohnzimmer vom letzten Haufen Ziegelsteine zu befreien...


...und die letzten Reste der Speisekammer zu entfernen.



Richtig schmutzig wurde es im Spitzboden bzw. OG, als ich und unser gebeutelter junger Arzt die abgehängte Sauerkrautplatten-Decke (und damit auch alle Sedimente des Giebels) mit Karate-Kicks  ins Obergeschoss beförderten.

Flur im OG

Zwar nun ohne Decke, aber dafür mit doppeltem Boden

Dafür haben wir nun allerdings einen fast vollständig Sedimentfreien Spitzboden. Ein kleines Wunder, dass die Dachkonstruktion dieses Gewicht einfach getragen hat.

14.1 - Der Sachverständige


Nachdem wir den Mondsteinhof nun eigentlich komplett nackig gemacht hatten, war es an der Zeit erneut mit einem Sachverständigen über alles zu schauen, was wir zu Tage gefördert hatten. 
Einige Dinge bereiteten uns schon die ein oder andere Stirnfalte, wie beispielsweise der Ziegelstein, der beim Putzabschlagen ins Mauerwerk gerutscht war, die feuchte Wand im Flur, der Deckenbalken auf dem Fenstersturz oder der Riss im Boden auf dem Heuboden.

Auch unserem tollen Sachverständigen gilt hier nochmal unser wärmster Dank, dafür, dass er sich trotz Stress die Zeit für uns nimmt und uns mit Rat und Tat zur Seite steht. Für einen Kaffee. 

Lösen wir nun aber die wichtigsten Rätsel auf: 

Der lose Backstein

Er erweist sich sogar als Segen. Folgendes ist der Grund: 
Wie in den 30er und 40er Jahren zur Isolierung üblich, wurde unser Haus mit zweischaligem Mauerwerk errichtet. Bedeutet: Im Endeffekt haben wir zwei partiell verzahnte Mauern, mit einem kleinen Hohlraum dazwischen. Sozusagen ein Haus im Haus.

Source: http://bauservice-pfeil.de/wp-content/files_mf/cache/th_c1a0cb21b3f9eb26fae43776663a7964_Hohlschicht-Wand-2.jpg
Für uns ist das das absolut beste Szenario. Sicher habe ich bereits erwähnt, dass ich mich freuen würde, wenn das Haus irgendwann mal als Backsteinhaus ohne Außenputz dastehen könnte, was aber bedeuten würde, dass man eine aufwändige und Platzraubende Innendämmung der Wände hätte vornehmen müssen.
Durch das zweischalige Mauerwerk aber, haben wir jetzt die Möglichkeit zwischen den beiden Mauern eine Dämmung einblasen zu lassen.
Source: http://www.einblasdaemmung.de/_img/navigation/3-zweischaliges-mauerwerk_pic.jpg

Die feuchte Wand

Ist nicht besonders schön, aber leicht und kostengünstig zu beheben.
Vermutlich kommt die Feuchte durch eine defekte oder gänzlich fehlende Sperrschicht im Mauerwerk. 
Eine Sperrschicht ist eine Feuchtigkeitsundurchlässige Bahn aus Bitumen oder Kunststoff, die horizontal zwischen zwei Reihen von Mauersteinen verlegt wird um das Aufsteigen von Feuchte aus dem Erdreich zu verhindern. 
Source: https://t1.ftcdn.net/jpg/00/52/64/64/240_F_52646442_UT5Wcb1j82Jw97Bfvq1tn1O2sZ4VJeXd.jpg 
Wir werden unsere Mauern also trocken legen, indem wir einfach eine neue Sperrschicht im sog. "Maueraustauschverfahren" einbringen.
Dafür nehmen wir immer einige Ziegel aus der Mauer heraus, verlegen die Bahn und mauern wieder zu. Zeitintensiv aber mit läppischen Materialkosten für Mörtel und ein paar Rollen Bitumen. 

Auch alle weiteren etwaigen Problemstellen erwiesen sich als unproblematisch und das Haus in Gänze als "völlig unauffällig", was das Sachverständigen-Äquivalent von "problemlos" ist.

Unseren groben Arbeitsplan für die nächste Zeit haben wir ebenfalls aufgestellt.

- letzte Putzreste (z.B hinter den Sockelleisten) entfernen

- größere Lücken in den Schornsteinen zuspachteln (und neuen Wartungsklappen und Wandfutter einsetzen) 

- Wände trocken legen mittels "Maueraustauschverfahren" und in diesem Zuge den Boden der Hohlräume zwischen den Wänden auskehren, dass Dämmung einblasen lassen 

-Estrich im OG-Fußboden ausbessern o. Austauschen

- Fenster vermessen, bestellen und austauschen 

- einen Türsturz erneuern 

- Elektroinstallation 

- Erste Durchbrüche für Heizungs- und Wasserleitungen 

- Verputzen


14.2 - Die Zimmerer sind da


Gestern konnte ich auch gleich 6 Zimmerer auf dem Hof begrüßen. Innerhalb einer Stunde hatten Sie beide Pfetten repariert.

Nicht wahnsinnig schön, aber funktional und günstig



In den nächsten Tagen werden sie ein zweites Mal zu uns kommen und die fehlenden Kopfbänder einsetzen und den etwas angegangenen Deckenbalken vom Spitzboden austauschen.

Damit haben wir nun unser aller erstes Gewerk im Haus gehabt und sind froh über die Zuverlässigkeit und den fairen Preis.
Vergleichen lohnt sich! 



Nun freuen wir uns riesig auf die kommende Zeit und die nächsten Aufgaben. Mit jedem Handschlag wird die alte Rumpelbude mehr zu UNSEREM Haus. Magisch.

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