Habe ich als Teenie noch genervt die Augen gerollt, wenn es um Gartenarbeit ging. freue ich mich nun auf kaum etwas mehr, als im Schmutz zu wühlen, zu Pflanzen und dem Wachstum meiner neuen Zöglinge zuzusehen.
Vermutlich ist es eben eines dieser Dinge in die man herein wächst, wie in die Freude am Wandern, die Erfahrung, dass Weine verschiedene Geschmäcker haben oder den Wunsch um Gotteswillen nie wieder eine Nacht durchmachen zu müssen.
Obwohl wir bereits kurzzeitig Pächter eines Kleingartens waren (hatte ich schon einmal erwähnt, dass ich ein Problem mit Menschen habe, die mir sagen wollen, wie ich Dinge zutun habe?), stellen uns unsere 2000 Quadratmeter Wildnis vor eine ganz neue Herausforderung.
Da uns bezüglich des Hauses aber noch immer die Hände gebunden sind, ist das genau das Richtige um meine rastlose Energie in (wenn auch verfrühte) sinnvolle Bahnen zu lenken.
Wie geht man also vor, wenn man das Paradies vor der eigenen Haustür plant?
Anfänglich ist es dem Prozess des Haus-Planen sehr ähnlich: Man misst, fotografiert und zeichnet einen Plan der aktuellen Situation, gewissermaßen einen Grundriss (hier hilft Googlemaps). Gebäude, Bepflanzungen oder Srukturelemente sollten ebenfalls vermerkt werden.
Solche oder ähnliche Symbole markieren Strukturelemente des Grundstücks |
Allerdings sollte man bei der Bestandsaufnahme auch Faktoren außerhalb des Gartens berücksichtigen, bspw. die Himmelsrichtungen, angrenzende Flächen oder Bauten, Ausblicke, Geräuschquellen und so weiter.
Ein Sitzplatz in Ecke A sieht vielleicht auf dem Papier gut aus, wird aber gegebenenfalls unattraktiv, wenn der Nachbar auf der anderen Seite des Zauns seinen Kompost sammelt, oder der Ausblick jäh an der gegenüberliegenden Garagenwand endet.
Möchte man ganz streberhaft vorgehen, kann auch eine Bodenanalyse vornehmen lassen.
Da wir kaum Elemente im Garten haben, die wir behalten wollen, bzw. können, habe ich mir das aufzeichnen des "Ist"-Plans gespart und stattdessen das Maps-Bild und Fotos des Grundstückes zu rate gezogen.
Unser Häuschen hat eine ziemlich genaue Ost-West-Ausrichtung, ebenso unser leichtes Gefälle |
Wie man sieht gibt es keine wirklich direkten Nachbarn.
Im Norden verläuft an unserem Grundstück ein öffentlicher Weg, der aber seit Jahren nicht genutzt und nun von den Nachbarn (mehr oder weniger legal) als abgezäunter Hühnerauslauf verwendet wird.
Da Annexion in unserer Nachbarschaft offenbar groß geschrieben wird und wir ja nicht auffallen wollen, werden wir die bestehende Ausbuchtung unserer südlichen Grundstücksgrenze solange beibehalten bis sich jemand beschwert. Ausgehend davon, dass das Stück bereits solange genutzt wurde, dass es mit unserem Grundstück eingezäunt wurde und sowohl der Weg, als auch das kleine Häuschen auf diesem Grundstück ebenfalls nicht dem Eigentümer gehören und trotzdem seit langer langer Zeit von Anwohnern genutzt werden, sehe ich kein mittelfristiges Problem auf uns zukommen. Ohnehin tragen wir uns mit dem Gedanken die gesamte Grünfläche (die einem lokalen Großgrundbesitzer zu gehören scheint) zu pachten oder sogar irgendwann zu zu kaufen. Unsere perspektivischen Ziegen würden sich sicher freuen.
Östlich unseres Reiches befindet sich nur landwirtschaftliche Nutzfläche, westlich ein weiterer Nachbargarten.
Erste Besucher nutzen die Südseite unseres Grundstücks |
Unser hässliches Entlein von Norden (ich meine natürlich NICH Tim!) |
Blick nach Westen, etwa auf Höhe des Sitzplatzes |
Blick vom Sitzplatz nach Süden |
Scheunen unserer freundlichen Nord-Nachbarn |
Interessant ist es auch seinen bevorzugten "Gartenstil" zu finden.
Unser Reich soll gestalterisch ein etwas wildes Cottage- oder Countrygarden Flair versprühen, aber möglichst arbeitsarm konzipiert sein. Wichtiger als das ist uns aber eine naturnahe Bewirtschaftung ohne Pestizide, Kunstdünger und chemische Keule.
Im zweiten Schritt empfiehlt es sich eine Wunschliste (aller Gartennutzer) zu erstellen. Natürlich geht es hier weniger um "Ich hätte gerne pinke Pfingstrosen", sondern eher um "Ich würde mir einen Kräutergarten wünschen" oder um "Übrigens wollte ich schon immer zehn Kinder. Da würde doch ein Sandkasten gut passen".
Auch die Standards wie Sitzplatz oder Wasseranschluss sollten aufgelistet werden.
Ausgehend von dieser Aufzählung kann man den gemachten Plan zunächst ganz grob mit Kringeln in Funktionsbereiche unterteilen und sich von dort nach und nach an die feinere Planung wagen. Es ist anzuraten, verschiedene Varianten zu probieren.
In unserem Fall kamen zwei recht unterschiedliche Varianten zustande. Natürlich handelt es sich beiden Entwürfen um Echos einer fernen und utopischen Zukunft, in der wir weder durch Zeit, noch Geld begrenzt sein werden.
Variante 1 - Mondstein Park |
2 - Bestehende Nadelbäume, ergänzt durch blickdichte, hohe Hecke als Sichtschutz zur "Straße"
3 - Beete zum Futteranbau für Hühner (ergänzend)
4 - vmtl. neuer Standort der Kleinkläranlage (unterirdisch)
5 - Geflügelstall (bestehend aber reparaturbedürftig) mit Kaltscharrraum (zu ergänzen)
6 - Ruhebereich mit Hängematte, abgegrenzt durch höhere, dichte Bepflanzung
7 - Hot Tub, ofenbeheizt, abgegrenzt durch höhere, dichte Bepflanzung
8 - Feuerstelle mit Sitzgelegenheiten
9 - Großer Sitzplatz mit Pergola und Grill
10 - Baumgruppe und Blumenbeete
11 - Formal angelegter Gemüsegarten mit Hochbeeten
12 - Kleine Felder
13 - Nutzhecken (Schlehen, Sanddorn, Holunder...)
14 - Frühbeete und Gerätehäuschen
15 - Natur- und Nützlingsgarten mit kleiner Wasserfläche, Insektenhotel und Wildpflanzen
16 - Hühnerweiden zum 3wöchentlichen Rotieren, z. T. mit Komposten
17 - Naturwiese
18 - Kräutergärtchen
19 - Beerengärtchen
20 - Zu pflanzende Eiche als Hausbaum (meine absoluten Favoriten)
21 - Spielbereich mit Sandkasten, Schaukel, Weidenhäuschen...
22 - Kätzchenvoliere und Balkon vom Heuboden
23 - Solar Dörrschrank
24 - Weinreben (der einzige klare Wunsch des Gutsherren)
Besser aber gefällt mir die zweite Idee, die vermutlich auch ein wenig durchdachter ist und nach der Anmerkung "das ist ja ganz schön viel Rasen" konzipiert wurde.
Variante 2 - Mondstein Gartenreich |
1 - Parkfläche mit Mülltonnen und großem Tor zum Grundstück, vmtl. geschottert
2 - Bestehende Nadelbäume, ergänzt durch blickdichte, hohe Hecke als Sichtschutz zur "Straße"
3 - vmtl. neuer Standort der Kleinkläranlage (unterirdisch)
4 - Geflügelstall (bestehend aber reparaturbedürftig) mit Kaltscharrraum (zu ergänzen)
5 - Beete zum Futteranbau für Hühner (ergänzend), inkl. Hochbeet
6 - Hühnerweiden mit Komposten
7 - Großer Sitzplatz mit Pergola und Grill
8 - Spielbereich mit Sandkasten, Schaukel, Weidenhäuschen...
9 - Kleine Felder
10 - niedrige Cranberry- und Heidepflanzen
11 - Nutzhecken
12 - Nützlingshecke
13 - Natur- und Nützlingsgarten mit kleiner Wasserfläche, Insektenhotel und Wildpflanzen
16 - Hot Tub, ofenbeheizt, abgegrenzt durch höhere, dichte Bepflanzung
17 - Obstbaumwiese
18 - Kräutergarten mit Hochbeeten
19 - Formal angelegter Gemüsegarten mit Hochbeeten
20 - Eiche als Hausbaum, Feuerstelle mit Sitzgelegenheiten
21 - Katzenvoliere
22 - Balkon vom Heuboden
23 - Frühbeete und Dörrschränke
24 - Weinreben
Alle Wege werden geschottert oder mit Naturstein gelegt.
Einige Elemente sind in beiden Plänen an gleicher Stelle geblieben. So ist beispielsweise der Sitzplatz an dieser Stelle am besten situiert weil wir an dieser Stelle sowohl den Besten Ausblick, als auch ein bereits bestehendes Stück Fundament haben. Auch die Weinreben mögen es sehr sonnig und gut drainiert, weshalb sie nach wie vor südlich des Hauses, auf dem höhsten Teil des Grundstücks stehen.
Da der süd-westliche Rand unseres Grund und Bodens durch eine etwa 2 Meter hohe Backsteinmauer begrenzt wird, haben wir dort Halbschatten. Nicht so geeignet für Nutzpflanzen, sehr wohl geeignet für die meisten Wildpflanzen des Nützlingsgartens.
Andere Funktionsbereiche sind gewandert und haben sich in Größe und Form leicht verändert, nicht zuletzt dank zahlreicher Gartenbilder und Dokus, die ich in letzter Zeit aufgesogen habe (Was man gewissermaßen auch als Schritt 3 bezeichnen könnte).
Da wir auch versuchen wollen einige Fliederbüsche und (so sie denn noch leben) Obstbäume zu erhalten, reden wir hier von einem recht fluiden System. Dennoch ist ja hilfreich zu wissen wohin man möchte.
Der letzte planerische Schritt wäre die Auswahl einzelner Pflanzenarten für die jeweiligen Gartenbereiche. Allerdings kenne selbst ich den bohrenden Drang bei irgendeinem Baumarktbesuch diverse feilgebotene Pflanzenschönheiten zu besitzen, der selbst vor Stadtbewohnern ohne Balkon nicht halt macht. Seltsam aber wahr.
Auf dem Mondsteinhof wollen wir - abgesehen von ein paar Liebhaberstücken wie der japanischen Nelkenkirsche - vornehmlich heimische Bäume und Sträucher pflanzen. Von meiner geliebten Stieleiche ist über Bergulme, Rotbuche, Esche, (Felsen-)Birne, Apfelbaum, Birke und Walnuss (bestehend) alles dabei. Bäume sind großartig. Jeder sollte sie im Garten haben, auch wenn es einiges an Laub und Arbeit, sowie ein bisschen Schatten bedeutet. Die Nützlinge aber werden es lieben. Ebenso schaukelnde Kinder und schwitzende Schattensucher.
Auch fantastisch und zugleich stiefmütterlich aus vielen Gärten verbannt ist die gute alte Hecke. Billiger, schöner und beständiger als jeder Zaun sind sie nicht nur hervoragender Sicht- und Windschutz, sondern auch ein Paradies für Vögel, Igel und co.
Zudem gibt es etliche unterschätzte Nutzpflanzen, die wunderbare Hecken abgeben. Holunder, Aronia, Sauerdorn, Schlehen, Sanddorn und Mispel sind hier nur einige Beispiele.
Zum Thema Hecke und Grundstücksgrenzen hat das Land Sachsen-Anhalt auch endlich mal eine sinnvolle rechtliche Regelung.
In weiteren Posts werden wir noch auf einzelne Punkte, ihre Funktion im Garten und ihre Anlage, bzw. unsere Vorstellungen dazu eingehen.
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Ich werde jetzt erstmals Gartenkataloge bestellen...
Eure Mondstein-Gärtner
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