Sonntag, 13. September 2015

Pläne Teil 2 - Abwasser Teil 1 - Welche Möglichkeiten habe ich?

Source: http://www.interluxe.de/bilder/produkte/gross/Shabby-Vintage-Schild-Tuerschild-ABORT-Holzschild-Burg-Schloss-Toilette-WC-Antik.jpg


Das Abwasser. Nicht gerade ein Thema, mit dem man sich bei fehlender Notwendigkeit, gerne näher auseinandersetzt. Man spricht kaum darüber, denn fast jeder hat es heutzutage ohnehin und erachtet es als völlig selbstverständlich, ja sogar als festen Bestandteil eines Minimums an Wohnkomfort.
Für unsere Generation, und vermutlich auch die unserer Eltern ist es mittlerweile quasi undenkbar irgendwo zu wohnen, wo man nicht mal gemütlich nachts aufwachen und im Schlafanzug ins Bad schlurfen kann um das Wasserklosett zu besuchen und sich danach die Hände zu waschen.
Um ehrlich zu sein ist das für mich sogar einer der Gründe, weshalb ich kein Fan von Camping bin.

Während unserer langen Suche nach einem Haus haben wir uns so einige Immobilien angesehen. Bei Privatverkäufen war es häufig das Haus der Mutter,Oma, des Onkels oder Vaters und oft genug waren die ehemaligen Eigentümer nun verstorben oder pflegebedürftig und die Häuser hatten sich in den letzten Jahrzehnten scheinbar kaum verändert.
Einmal lebte sogar noch eine hochbetagte Dame als (moralisch unkündbare) Mietpartei auf zwei winzigen Zimmern (und wir sprechen hier von inkludierter "Küche"), völlig allein im oberen Stock eines alten Hauses. Ihre Heizung bestand aus einem winzigen Ofen und ihr "Bad" war eine Handtuch-große Toilette über den Flur.Mit dieser Lösung war sie noch modern.
Etliche Häuser verfügten (wie übrigens auch unser Mondsteinhof) lediglich über ein Plumpsklo mit Sammelgrube völlig außerhalb des Wohnbereichs.
Diese minimalistischen Lebensumstände (die damals sicherlich gar nicht so übel waren) sind für mich ein eindrucksvolles Zeugnis der Zähigkeit, der Risilienz und sicher auch des Stolzes einer taffen Generation, die selbst im hohen Alter fließendes Wasser, Zentralheizung und eine Abwasserversorgung als unnötigen Tand ansahen.
Ich hingegen erlebe täglich Menschen, die sich an keinen Ort begeben würden, an dem es kein W-Lan gibt (übrigens ein weiteres Pro-Argument für das Landleben).

Nun aber zurück zum eigentlichen Thema.
Wie also geht man vor, wenn man Abwasser in seinem Haus erst völlig neu installieren muss?
(Bitte bedenkt, dass wir uns in Sachsen-Anhalt befinden und der Prozess in anderen Bundesländern ein wenig anders ablaufen könnte).

Entgegen vieler anderer Schritte im Sanierungsprozess beginnt das Abwasser nicht mit einer Entscheidung der Bauherren, sondern mit der Entscheidung einer anderen Partei.
In diesem Falle nämlich zunächst der, des Wasser- Abwasserzweckverbands der jeweiligen Region.
Der ist gewissermaßen der Versoger oder "Provider" in allen Belangen des Wassernetzes, der (nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten) entscheidet welches Grundstück (wann) an das Netz angeschlossen wird und natürlich auch welche Gebühren dafür und für den "laufenden Service" anfallen.

Source: http://www.gemeinde-petersberg.de/var/cache/thumb_800_800_png_7792_wazv_lgo.png


Wie es in Deutschland nun mal so ist, untersteht auch der WAZV einer Behörde und so muss man als Bauwilliger zudem noch einen Anruf bei der unteren Wasserschutz-Behörde seiner Region tätigen, aber der Reihe nach.

Zuerst stellen wir fest, dass wir in unserer Immobilie momentan nur über eine nicht mehr zu betreibende abflusslose Sammelgrube (oder ähnliches) verfügen und, dass wir diesen Zustand vor dem Einzug gerne ändern möchten.

Dann (am besten schon vor dem Kauf!) rufen wir beim zuständigen WAZV an und fragen, welche Möglichkeiten der Abwasserentsorgung wir in unserem Objekt (normalerweise genügt die Adresse) haben. Die Antwort darauf lautet entweder: Zentral oder Dezentral, wobei die Angaben des Verbands immer nur eine verbindliche Gültigkeit von 10 Jahren haben.
Sollte man die Immobilie tatsächlich kaufen wollen oder das bereits getan haben und die Antwort des Versorgers lautet "Dezentral", sollte man sich von der WAZV gleich eine schriftliche Stellungnahme zu seiner Entscheidung geben lassen! Die wird ggf. später noch von der Behörde gebraucht.

Was aber bedeutet jetzt "Zentral" oder "Dezentral"?

Eine zentrale Abwasserversorgung ist mittlerweile sowohl die gängigste, als auch die einfachste Variante. Hierbei handelt es sich nämlich schlicht um den Anschluss an das öffentliche Abwassernetz. Dafür stellt der Zweckverband die Abwasserleitung und einen sog. Übergabeschacht bis zum Grundstück.Alles was von dort ausgeht ist Sache das Eigentümers.

Der Nachteil der zentralen Abwasserentsorgung ist sicherlich in den Kosten zu sehen.
Ist man an das Netz angeschlossen zahlt man eine Gebühr, die sich aus verschiedenen Faktoren (einer jährlichen, verbrauchsunabhängigen Grundgebühr zur "Abwasserbeseitigung" (in SA bis zu 300€) und einer verbrauchsabhängigen "Schmutzwassergebühr") zusammensetzt und die allein vom WAZV festgelegt wird. Als Immobilienbesitzer hat man dann also keine Wahl mehr und muss den festgelegten Satz zahlen. Komme was da wolle.

Source: https://secure.wittich.de/fileadmin/user_upload/lwonline/archiv/2979/018000000180031436700.JPG


Erhält man allerdings die Antwort "Dezentral" wird es interessant. Das bedeutet nämlich, dass (zumindest) in den nächsten zehn Jahren kein Anschluss an das öffentliche Abwassernetz erfolgen wird und man sich, mehr oder weniger, selbst um dieses Problem kümmern muss/darf.
Die beiden Optionen heißen dann Kleinkläranlage oder abflusslose Sammelgrube und hier wird auch der Anruf bei der Wasserschutz-Behörde fällig.
Die Behörde hat natürlich in erster Linie Interesse daran, dass ALLE Grundstücke an das Abwassernetz angeschlossen werden, weil das für sie die "sichere" und leicht zu kontrollierende Variante ist. Aus diesem Grund ist auch das Schreiben des WAZV erforderlich.
Bei einer Abflusslosen Sammelgrube verkürzt sich der Weg an dieser Stelle sicher, aber ganz ehrlich: wer möchte schon jeden Monat einen Fäkalienlaster zum Absaugen auf seinem Grundstück haben und bezahlen?
Die attraktivere Lösung ist sicherlich die Kleinkläranlage.
Alle Informationen dazu finden sich in dieser Broschüre.

Mit dem Thema "Welche Kleinkläranlage ist die beste Variante?" könnte man mehrere Posts füllen, weshalb ich hier zunächst nur auf folgendes Video verweisen möchte.

Unser Favorit ist momentan eine vollbiologische, stromlose Variante namens "Klärchen".

Source: http://www.allesklargmbh.de/image/bilder/vollbiologische-kleinklaeranlage.jpg



Mehr dazu bald im zweiten Teil.



Eure Mondsteinhöfler








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